Nistet sich der orientalische Augenwurm auch nördlich der Alpen bei Hund, Katze und Pferd ein?

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Nistet sich der orientalische Augenwurm auch nördlich der Alpen bei Hund, Katze und Pferd ein?

Thelazien sind weisslich-transparente, 0,5 – 2,0 cm lange, dünne Rundwürmer, welche die Augen verschiedener Tierarten parasitieren. Bei den betroffenen Tieren findet man sie im Bindehautsack unter der Nickhaut und in den Ausführungsgängen der Tränen- und Nickhautdrüsen. Hunde, Katzen und Wildkaniden werden von Thelazia callipaeda (auch als orientalischer Augenwurm bekannt) befallen, die durch Fruchtfliegen (Phortica variegata) vor allem im Sommer übertragen wird. Auch beim Menschen wurden einzelne Fälle beschrieben. Bei Pferden hingegen kommt Thelazia lacrymalis vor; sie wird durch die Augenfliege (Musca autumnalis) übertragen.

Klinische Symptome bei Hund, Katze und Pferd sind gewöhnlich erst ab einem Befall mit mehr als 10 Würmern pro Auge zu beobachten. Die Tiere zeigen eine Bindehautentzündung mit Rötungen und gesteigertem Tränenfluss, häufig ist auch erhöhte Lichtempfindlichkeit zu beobachten. In schweren Fällen können Veränderungen der Hornhaut auftreten, die mit einem Hornhautgeschwür und in fortgeschrittenen Fällen mit einer Entzündung der mittleren Augenhaut einhergehen können. Bei niedriger Wurmbürde verläuft die Infektion häufig unbemerkt. Bakterielle Begleitinfektionen können am Krankheitsprozess beteiligt sein. Über 3 Jahre alte Hunde grosser Rassen sind häufiger befallen als kleinere, jüngere Tiere. Dagegen sind Pferde im Alter bis zu 3 – 4 Jahren häufiger befallen als ältere Tiere.

Ursprünglich vor allem im Fernen Osten verbreitet und 1989 erstmals in Italien beschrieben, kommen Thelazien heute auch in Europa häufig vor – mit starken regionalen und saisonalen Schwankungen der Prävalenzen. Nachgewiesen wurden sie in Süditalien, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Deutschland, Österreich und in einigen Balkanländern. In den letzten 25 Jahren hat sich der Augenwurm stark verbreitet. Dies ist zum Teil wohl auf den vermehrten Import von Tieren aus endemischen Ländern zurückzuführen. In der Schweiz wurde der Augenwurm bereits 2004 gehäuft im Tessin nachgewiesen. Nach Untersuchungen am Institut für Parasitologie der Universität Zürich sind im Südtessin über 6% aller Hunde und über 11% aller Füchse befallen – Tendenz steigend. Es ist davon auszugehen, dass sich der Augenwurm auch nördlich der Alpen etablieren wird.

Durch Inspektion des Auges und Spülung des Tränen-Nasen-Kanals ist es möglich, die Nematoden zu diagnostizieren. Die Therapie bei Hunden und Katzen kombiniert das Entfernen der Würmer mit der Anwendung von makrozyklischen Laktonen, die nach maximal zwei Wochen zu einer vollständigen Elimination der Erreger führen. Bei befallenen Pferden wird Fenbendazol eingesetzt. In der Schweiz gibt es für Hunde, Katzen und Pferde zugelassene Medikamente mit den jeweiligen Wirkstoffen.

Aus verschiedenen hochendemischen Regionen sind seltene Thelaziose-Fälle auch bei Menschen bekannt. Zwar ist die direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen nicht möglich, die Parasiten können aber durch die Fruchtfliegen ins menschliche Auge gelangen und sich dort vermehren. Für den Menschen sind die Augenwürmer ausserordentlich lästig; sie verursachen Augenentzündungen und Gewebeschäden. Berichte der letzten Jahre weisen auf eine Zunahme solcher Fälle in Asien hin. Mit dem verstärkten Auftreten von T. callipaeda in Süd- und Mitteleuropa ist in diesen Regionen ebenfalls mit Infektionen bei Menschen zu rechnen.

Die ESCCAP-Unterlagen bieten TierärztInnen, tiermedizinischem Fachpersonal sowie TierhalterInnen einen prägnanten Überblick. Sie dienen dem wirksamen Schutz von Hunden, Katzen und Pferden vor dem Augenwurm sowie dem Gesundheitsschutz des Menschen.

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