Bunt blühen die Säckchen in Wald und Feld

Der Frühling kündigt sich mit bunten Farbtupfern an Waldrändern und auf Wiesen an. Schneeglöckchen, Primeln und Krokusse stecken ihre Köpfchen aus der Erde und erfreuen uns mit ihren Farben und Düften. Doch es gibt auch weniger gut duftende Farbtupfer hie und da, frisch entsorgt oder des bedeckenden Schnees entblösst.

Die meisten Hunderunden ausserhalb des eigenen Wohngebiets führen von einem Parkplatz zu einem Parkplatz, an dem oft ein Robidog steht. Unsere Hunde haben die Angewohnheit, sich erst im Laufe eines Spaziergangs zu erleichtern, dann nämlich, wenn die Verdauung durch die Bewegung ausreichend angeregt ist. Ist nun kein weiterer Robidog an der beabsichtigten Strecke vorhanden und kommt man auf demselben Weg zurück, an dem sich der Hund erleichtert hat, ist die Versuchung gross, das Säckchen für den Rückweg zu deponieren.

Jahrzehntelang blühen sie immer weiter

Das ist vielfach der Grund, weshalb die bunten Plastiksäcke mit Inhalt gut sichtbar am Wegesrand liegen. Und der einzige Grund, der akzeptabel ist, vorausgesetzt, die Säckchen werden auf dem Rückweg nicht vergessen. Denn die «Entsorgung» von Hundekotbeuteln im Wald, auf Wiesen, im Gebüsch oder gar auf des Nachbars Grundstück ist gleich eine zweifache Umweltsünde. Erstens braucht der Plastik viele Jahrzehnte, um sich zu zersetzen und zweitens gelangen die Mikroteile nach der Zersetzung ins Grundwasser und somit ins Trinkwasser und schlussendlich ins Meer. Hier schaffen auch biologisch abbaubare Plastik-Säckchen keine Abhilfe, denn wenn nichts mehr von dem Kunststoff zu sehen ist, gilt er als abgebaut und darf das entsprechende Label tragen. Trotzdem kann er noch als kleine Plastikteilchen vorliegen, die mit blossem Auge nicht mehr zu erkennen sind. Besser verträglich sind ganz plastikfreie Säckchen.

Fragt man Förster, Landbesitzer und Landwirtschaftsverbände, welches für sie die grössten Probleme sind, die wir HundehalterInnen verursachen, stehen gefüllte Hundekot-Säckchen an erster Stelle, gefolgt von «nacktem» Hundekot

Ganz nackt ist auch suboptimal

Da könnte man doch glatt auf den Gedanken kommen, dass es klüger wäre, den Kot so wie er dem Hund aus dem Hintern fiel, also ganz nackt und natürlich, liegenzulassen. Doch das ist für uns HundehalterInnen gleich doppelt schlecht. Erstens steigt mit jedem liegengelassenen Häufchen die Infektionsgefahr für unsere eigenen Vierbeiner, was dann wiederum zu hohen Vorsorge- und Tierarztkosten führt, von der gesundheitlichen Gefährdung von Kindern, Wild- und Nutztieren ganz zu schweigen. Und zweitens würden wir noch den letzten Rest guter Wille aller Nicht-Hündeler hoffnungslos verspielen.

Über 405 Millionen Hundehaufen pro Jahr

Würde nun nämlich jeder Halter der 556’812 in der Schweiz registrierten Hunde die Hinterlassenschaften liegenlassen, würden pro Tag 1’113’624 Hundehaufen liegenbleiben. Pro Woche macht das 7’795’368 Hundehaufen, pro Monat 33’408’720 Hundehaufen und pro Jahr sage und schreibe 405’359’136 Hundehaufen. Natürlich hätten sich nach dem ersten Monat gegen die Hälfte der Haufen zersetzt, dennoch sind das sehr erschreckende Zahlen.

Januar 2023 startet schlecht

Ob in Deutschland oder der Schweiz: Im Januar ist der Hundekot vielerorten in den Schlagzeilen und auch in den Sozialen Medien beklagt man sich zahlreich über Hundekot auf Wegen in und ausserhalb Siedlungen, auf Quartierstrassen, auf Spielplätzen und in Grünanlagen. Bei der Recherche zum Schwerpunktthema «Knigge für Hündeler» in der kommenden «Hunde»-Ausgabe ist das Thema Hundekot ebenfalls zentral. Fragt man Förster, Landbesitzer und Landwirtschaftsverbände, welches für sie die grössten Probleme sind, die wir HundehalterInnen verursachen, stehen gefüllte Hundekot-Säckchen an erster Stelle, gefolgt von «nacktem» Hundekot.

Wegschauen ist auch nicht gut

Auch wenn man Gefahr läuft, schräg angemacht zu werden, wenn man einen Hundehalter darauf aufmerksam macht, dass er vergessen hat, das Geschäft seines Hundes aufzulesen, wegschauen ist keine Option. Und auch wenn es unangenehm ist, vergessene Säckchen anderer Hundehalterinnen zum nächsten Robidog mitzunehmen, so kann es einem selber doch helfen. Denn je weniger Nichthündeler in einen Haufen treten, je weniger Landwirte und Förster sich über im weiten Bogen «entsorgte» Hundekotbeutel ärgern müssen, umso wohlwollender treten Nichthundehalter jedem einzelnen von uns gegenüber. Und das sollte uns doch die Sache wert sein.

Knigge im «Hunde» 02/2023

In der kommenden «Hunde»-Ausgabe erscheint ein ausführlicher «Knigge für Hündeler» mit Verhaltensempfehlungen im Wald, auf dem Land, in Siedlungsgebieten, im öffentlichen Verkehr und bei Hundebegegnungen. Ihr persönliches Abonnement können Sie hier bestellen: www.skg.ch/hund-schweiz